Das 19. Jahrhundert war für Frauen eine Zeit von großer Bedeutung, denn es markiert die Anfänge der Frauenbewegung, die darauf abzielte, allen Frauen einen gleichberechtigten Zugang zu Bildung und Erwerbstätigkeit sowie größere persönliche Freiheit zu verschaffen. Dies ist auch eine Zeit, in der Frauen auf dem Literaturmarkt sowohl als Leserinnen als auch als Schriftstellerinnen eine größere Rolle zu spielen beginnen und in der die Produktion feministischer Literatur zunimmt. Das Hauptziel dieser Abschlussarbeit besteht darin, die Frauenbilder in den beiden ausgewählten Erzählungen von Marie von Ebner-Eschenbach zu untersuchen, zum einen in Wieder die Alte und zum anderen in Lotti, die Uhrmacherin. Marie von Ebner-Eschenbach wurde als feministische Autorin sicherlich unterschätzt, aber ihre Innovationskraft kommt in ihren Erzählungen definitiv zum Vorschein. Sie schafft interessante und starke Frauenfiguren, die sich ihren Weg durch die Gesellschaft bahnen müssen, die versucht, den weiblichen Wirkungskreis einzuschränken, indem sie Frauen nicht nur ihrer Bildungs- und Arbeitsrechte, sondern auch ihrer eigenen Identität beraubt. Genau darauf konzentriert sich diese Arbeit, die versucht, die traditionellen Geschlechterrollen in Frage zu stellen und die Geschlechtermythen zu zerstören, indem sie die von Männern geschaffenen Frauenbilder seziert und sie mit den realen vergleicht. Der Autorin gelingt es, die Geschlechterstereotypen zu durchbrechen, indem sie weibliche Charaktere, die traditionell männliche Eigenschaften aufweisen, männlichen Charakteren gegenüberstellt, die traditionell weibliche Merkmale verkörpern.